Leitbild der Stadt Alfeld (Leine)

Präambel

„Alfeld hat Zukunft – als lebens- und liebenswerter Wohn- und Ar-beitsort. Mehr Gemeinsinn und Gemeinschaft stärkt die Identifikation mit unserer Stadt. Das Leitbild „Perspektive Alfeld“ zeigt die beab-sichtigte Stadtentwicklung auf. Es bildet die Grundlage für das Wirken und Handeln von Rat und Verwaltung der Stadt Alfeld (Leine).“

Verantwortung

Klimaschutz und Klimafolgenanpassung

Dem Klimaschutz und der Klimafolgenanpassung kommt im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Stadtentwicklungsplanung die vordringlichste Aufgabe zu. 
Die ambitionierten Zeitvorgaben auf Landes-, Bundes,- und Europaebene bezüglich des notwendigen Umbaus der Versorgung mit Strom und Wärme aus rein regenerativen Energiequellen stellt schon unter normalen Bedingungen eine immense Herausforderung dar. 
Da der Energieverbrauch der gesamten Stadt Alfeld (Leine) im Verhältnis zu ihrer (Einwohner-) Größe besonders hoch ist – insbesondere durch das Vorhandensein sehr energieintensiver Unternehmen, muss die erforderliche Transformation der Energieversorgungssysteme ohne weitere Verzögerung in Angriff genommen wer-den. Die Stadt Alfeld (Leine) strebt an – trotz dieser besonderen Umstände – das Ziel einer fossilfreien und CO₂ neutralen Energieversorgung schon vor Ablauf der entsprechenden gesetzlichen Ultimaten zu erreichen.                 
Ökologisch orientiertes Planen und ökologisch ausgerichtetes Bauen sind eine Selbstverständlichkeit im verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Res-sourcen. Ökologie ist ganzheitlich zu betrachten und bezieht alle Lebensbereiche ein. Wie wird gewohnt, wie wird gearbeitet? Wie wird sich fortbewegt? Wie wird mit Wasser und Energie umgegangen? Wie wird sich ge- und fortgebildet? Die Stadt Alfeld (Leine) ist ein gewichtiger Bauherr innerhalb der Stadt und muss auch wei-terhin mit gutem Beispiel, insbesondere bei ihren Liegenschaften, vorangehen. 

Die Stadt Alfeld (Leine) wird auch weiterhin ihren Beitrag zur Biologischen Vielfalt leisten. Denn neben dem Klimaschutz ist auch der Artenschutz wesentlich.   
Parallel bedarf es der Anpassung an den Klimawandel, d. h. die Risiken und die Anfälligkeit infolge des Klimawandels zu minimieren. Diese Querschnittsaufgabe besteht aus einem Bündel von Maßnahmen zur Herstellung von Resilienz, z. B.:    

  • Reduzierung von Wasserverbräuchen und Sicherstellung der Versorgung mit  (Grund-)Wasser;
  • weiterhin kontinuierlichen Hochwasser- und Starkregenschutz betreiben;
  • einen verantwortungsvollen Umgang mit Boden (z. B. möglichst die Stärkung der Innenentwicklung);
  • Maßnahmen der Kühlung in Gebäuden mit sensibler Infrastruktur und im
  • Öffentlichen Raum (z. B. Begrünungsmaßnahmen).
     

Vermögen

Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen

Grundlage jeglicher Stadtentwicklungsplanung ist die Möglichkeit der BürgerInnen, einer Beschäftigung nachgehen zu können. Ohne wirtschaftliche Prosperität sind die Gestaltungsmöglichkeiten der BürgerInnen gering sowie private Initiativen jegli-cher Art eingeschränkt. Das Wirken der Bürgerschaft hat wiederum unmittelbaren Einfluss auf die Gestaltungsmöglichkeiten einer Stadt, insbesondere über die steuerlichen Einnahmen für den kommunalen Haushalt.

Optimale Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung der Betriebe und Unternehmen zu schaffen, ist Voraussetzung einer erfolgreichen Stadtentwick-lungsplanung. Dazu gehören insbesondere die Ermöglichung der Digitalisierung durch Breitband, möglichst über Glasfaser, sowie die ausreichende und kostengünstige Bereitstellung entsprechender Bauflächen. Im Hinblick auf konkurrierende Regionen gilt es, die etablierte partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Region Leinebergland weiter auszubauen.

Die Wirtschaftsförderung ist bezüglich des Standortmarketings an den bestehenden Stärken auszurichten. Sich neu entwickelnde „Standbeine“, wie z. B. den Tourismus,  sind zu fördern, um auch zukünftig die Funktion als Mittelzentrum voll wahrzunehmen.

Vielfältigkeit

Stärkung der Innenstadt
Die Stadt Alfeld (Leine) ist geschichtlich bedingt ein Sinnbild der europäischen Stadt. Die Kernstadt ist kompakt und auf die eigentliche Innenstadt, insbesondere die Altstadt ausgerichtet. Die zentralen Nutzungen sind in der Innenstadt konzentriert. Dort besteht eine Mischung verträglicher Nutzungen. Ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zum Störfallbetrieb und größten Arbeitgeber – der Sappi Alfeld GmbH – ist durch das "Städtebauliche Entwicklungskonzept der Stadt Alfeld (Leine) zur „Seveso-III-Richtlinie““ sichergestellt. Innerhalb eines überschaubaren Raumes kann man wohnen, arbeiten, sich versorgen, sich bilden und sich vergnügen.
Eine lebendige und belebte Innenstadt ist das Herz einer Stadt. Geschichtlich bedingt hat die Stadt Alfeld (Leine) eine äußerst günstige Ausgangsposition. Das bauliche Erbe als Fachwerkstadt mit dem erhaltenen mittelalterlichen Stadtgrundriss vermittelt ein besonderes Ambiente. Dieses Flair macht die Innenstadt attraktiv nicht nur zum Bummeln und Einkaufen sowie als touristischer Magnet, sondern auch zum Leben und Wohnen. Neben der überaus wichtigen Versorgungsfunktion (öffentliche und private Dienstleistungen, Einkaufsstadt) wird die Funktion Wohnen immer bedeutsamer für die Innenstadt. Baulücken sollten, wenn möglich, geschlossen werden.      
                                                                                                                 
Die Fußgängerzone mit ihrer sehr hohen Aufenthaltsqualität zu erhalten, die Er-reichbarkeit der Innenstadt auch mittels Öffentlichem Personennahverkehr, dem Fahrrad, zu Fuß, aber auch über Parkmöglichkeiten für den Motorisierten Individualverkehr weiterhin sicherzustellen und bei Gestaltungsfragen den Maßstab sehr behutsam zu wählen, wird Voraussetzung sein, die Attraktivität der Innenstadt beizubehalten und auszubauen. Denkmalpflege und Denkmalschutz sind als weicher Standortfaktor wahrzunehmen. Zentrale Nutzungen sind in der Innenstadt zu konzentrieren.

Voraussetzung

Bildung und Kultur

Bildung ist der Schlüssel für Entwicklung, insbesondere in Zeiten des Mangels an Fachkräften, auch infolge des demographischen Wandels. Bildung ist BürgerInnenrecht. Ob als frühkindliche Bildung, Ausbildung, Berufsbildung, Weiterbildung oder Allgemeinbildung, die Qualifikation durch erlerntes Wissen und erlernte Fähig- und Fertigkeiten steigt an Bedeutung. Es gilt, die Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass „lebenslanges Lernen“ möglich ist.

Dazu gehören auch vielfältigste Bildungsangebote in Kindertagesstätten und sämtlichen Schulen einschließlich der Volkshochschule und den Berufsbildenden Schulen – möglichst ganztägig. Um die geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Fähigkeiten um personale und soziale Kompetenzen zu erweitern, ist „voneinander lernen“ – und „miteinander lernen“ besonders hervorzuheben. Bildung ist Teil der Kultur – Kultur verstanden als Gesamtheit der Lebensformen, Leitvorstellungen und Lebensbedingungen. Dazu zählt auch die Baukultur. Bildungs- und Kulturangebote bedingen einander. 
                                                                                                 
Auch für die kulturellen Angebote in Kunst, Weltanschauung und Wissenschaft gilt es, optimale Rahmenbedingungen zu setzen. Dies soll beispielsweise in der Kunst vielfältigste Veranstaltungen in den Bereichen Musik, Theater, Film oder Literatur ermöglichen. Dem ehrenamtlichen Engagement kommt auch in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung zu – nicht nur für die Vereins-, Heimat- und Brauchtumspflege. Kultur im hier verstandenen Sinne umfasst den toleranten Umgang mit anderen Kulturen. Die Integration von Menschen mit ausländischen Wur-zeln ist eine vordringliche Aufgabe. Bildung und Kultur sind zu fördern.
 

Vertrauen

Bürgerschaftliche Teilhabe und Integration
Stadtentwicklung kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie politisch demokratisch ausgerichtet ist. Dies umfasst, die Bürger*innen nicht nur zu informieren und zu beteiligen, sondern sie auch gestalten und mitbestimmen zu lassen. Ehrenamtliches Bürgerengagement ist essentiell und stets zu fördern.

Stadtentwicklung ist ein gewichtiger Beitrag, insbesondere die gebaute Umwelt so zu gestalten, dass die Bürgerinnen und Bürger sich wohl fühlen und ihren Bedürfnissen und Interessen nachgehen können. Belange der Kinder sind besonders zu berücksichtigen und zu beachten.  
                                                                      
Nichts liegt näher, als die Bürgerschaft -insbesondere auch Kinder und Jugendliche- an diesem Prozess teilhaben zu lassen. Eine frühzeitige allumfassende Beteiligung kann schon von vornherein sicherstellen, dass die Ergebnisse nicht nur akzeptiert oder toleriert, sondern positiv empfunden werden. Einbeziehung, Mitbestimmung und Mitwirkung richtig verstanden, heißt aber auch, Einzelinteressen differenziert zu betrachten und am Gemeinwohl zu orientieren. Ob an abstrakten Ein-zelfragen ausgerichtet oder auf einzelne Projekte bezogen, Bürgerbeteiligung bedarf Rahmenbedingungen und der Organisation.

Durch den demographischen Wandel und seine Folgen (z. B. Fachkräftemangel) sowie der parallel stetig zunehmenden globalen Migration, wird die Integration von Menschen mit ausländischen Wurzeln stark an Bedeutung zunehmen. Weltoffenheit und eine aktive Willkommenskultur sowie eine verstärkte Integrationsarbeit werden als Ziel angestrebt.             

Verbundenheit

15 Ortsteile und ihre Einzigartigkeit

Die Stadt Alfeld (Leine) besteht nach den Einwohnerzahlen in etwa zur einen Hälfte aus der Kernstadt und zur anderen Hälfte aus den Ortsteilen Brunkensen, Dehnsen, Eimsen, Föhrste, Gerzen, Hörsum, Imsen, Langenholzen, Limmer, Lütgenholzen, Röllinghausen, Sack, Warzen, Wettensen und Wispenstein.

Diese fünfzehn Ortsteile prägen die Gesamtstadt in besonderer Weise, jede Ortschaft jeder Ortsteil ist einzigartig:

  • Brunkensen + Lütgenholzen        
    Wandern + Abenteuer um die Lippoldshöhle
     
  • Dehnsen                                          
    Kirche mit Schuss
     
  • Eimsen                                            
    Der Zauber liegt im Wandel des Normalen – wo der Dachs zu Hause ist
     
  • Föhrste                                            
    Ältestes Dorf Niedersachsens
     
  • Gerzen                                             
     aber sportlich!
     
  • Hörsum                                            
    Eulen und Rucksack- Eulen im “Alfelder Allgäu“
     
  • Imsen + Wispenstein                    
    Zwei Orte wachsen zusammen
     
  • Langenholzen                                
    Orchideen, Hottensteiner + Entdeckerturm
     
  • Limmer                                            
    Rittergut + wirtschaftliche Stärke
     
  • Röllinghausen                                 
    Gastfreundschaft, Geselligkeit und Geschichte im Rotsandsteindorf
     
  • Sack                                                 
    Dorf-Chronik seit dem 11. Jahrhundert
     
  • Warzen                                            
    Starker Zusammenhalt + aktives Vereinsleben
                                                            
  • Wettensen                                      
    Entspannte Atmosphäre für Jugend + Anpacker

Jeder Ortsteil bringt seine Geschichte und sein Gewicht in die Gesamtstadt ein. Kernstadt und Ortsteile bilden gleichsam eine Symbiose: Beide profitieren vom anderen in besonderer Weise. Die Kernstadt hält insbesondere zentrale Funktionen, öffentliche Dienstleistungen, soziale und technische Infrastruktur (Krankenhaus, Kindertagesstätten, Schulen, Bahnhof, 7-Berge-Bad u. ä.) sowie Versorgungs-/Einkaufsmöglichkeiten bereit, die Ortsteile bestechen durch ihre kleinteilige Struktur insbesondere im Zusammenhang mit ihrem landschaftlichen Umfeld als Ruhe-, Rückzugs- und Erholungsräume sowie als besondere Wohnstandorte mit einem ausgeprägten sozialen Zusammenhalt.

Vernunft

Mobilität ganzheitlich denken

In einer schrumpfenden und älter werdenden Stadtgesellschaft wird es immer wich-tiger, die Menschen mobil zu halten. Durch die räumliche Konzentration und den teilweisen Wegfall von (sozialer) Infrastruktur, Einkaufsmöglichkeiten, öffentlichen und privaten Dienstleistungen sowie Einrichtungen der Gesundheitsfür- und -vorsorge werden die für den Einzelnen zu bewältigenden Wege immer länger. Gleichzeitig müssen die Wege aus Klimaschutzgründen möglichst umwelt- und CO2-neutral zurückgelegt werden.

Dem Öffentlichen Personennahverkehr, dem Radverkehr und dem Fußgängerver-kehr kommt dabei die zentrale Bedeutung zu. Möglichkeiten ihrer Kombination zu schaffen, auch im Übergang zum Schienengebundenen Nah- und Fernverkehr, hat Priorität. Mit dem Erwerb und der anschließenden Sanierung des Bahnhofsgebäudes, dem Neubau des ZOB, der Einführung eines 30-Minuten-Taktes beim Stadtbusverkehr und dem Radwegekonzept, welches auch die Belange der Zu-Fuß-Gehenden stark berücksichtigt, hat die Stadt Alfeld (Leine) bereits entscheidende Weichenstellungen vorgenommen. Die „Stadt der kurzen Wege“ ist weiter klimafreundlich zu optimieren.